Die Tafeln sind eine der größten sozialen Bewegungen in Deutschland. Fast 60.000 Menschen engagieren sich bei den Tafeln. Die mehr als 900 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln einwandfreie, überschüssige Lebensmittel von Herstellern und Händlern und verteilen diese an bis zu 1,5 Millionen bedürftige Menschen in Deutschland. Die Tafeln schaffen damit eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel, tragen somit zur sozialen Gerechtigkeit bei. Die über 900 Tafeln müssen sich aktuell einer Vielzahl neuer Aufgaben stellen. Diese reichen von Fragen zur Lebensmittelhygiene über den Ausbau der Lebensmittel- und Spenden-Akquise bis hin zur Integration der neuen Tafel-Kunden aus Bürgerkriegsgebieten und die stetig wachsende Zahl von Armutsrentnern.
Der Einsatz von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die Begleitung der Kunden, die Fahrkoordination sowie die Kooperationspartner müssen koordiniert und auf ein solides und nachhaltiges Fundament gestellt werden. Aus diesem Grund müssen wir für diese Arbeit, hauptamtliche Mitarbeiter/innen gewinnen, die die Herausforderungen der Zukunft übernehmen, koordinieren und umsetzen. Als Träger der „Stendaler Tafel“ verfolgen wir das Ziel, die Qualität der Tafel-Arbeit vor Ort auf personeller und fachlicher Ebene zu sichern und weiterzuentwickeln. Dies ist insofern notwendig, dass auch in niedrigschwelligen Bereichen der Sozialwirtschaft vermehrt Anforderungen auf die Träger zukommen, die nur mit professioneller und personeller Unterstützung zu bewältigen sind. Sollten wir diese notwendigen Schritte hin zu Professionalisierung nicht gehen, kann und wird die Tafel nicht überlebensfähig sein.
Die zunehmende Überalterung der Gesellschaft hat im Umkehrschluss auch zu verantworten, dass die Anzahl der ehrenamtlichen Akteure der Region zunehmend das Ehrenamt in der Tafel nicht mehr wahrnehmen bzw. ausüben können. Gleichzeitig steigt die Anzahl der hilfesuchenden Personen aus den verschiedensten Milieus. Dieses Dilemma gefährdet unmittelbar den sozialen Frieden und führt zu einer weiteren Unterversorgung der Schwächsten unserer Gesellschaft.
Der Landkreis Stendal zählt mit einer aktuellen Bevölkerungsdichte von nur 45 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den am dünnsten besiedelten, ländlich geprägten und strukturschwächeren Regionen Deutschlands. Die Altmark ist dabei in zweifacher Hinsicht von einer peripheren Lage betroffen: Zum einen befindet sie sich am Rand von Sachsen-Anhalt, zum anderen zeigen alle verfügbaren Indikatoren, dass ihre wirtschaftliche und soziale Situation schwächer ist als die der meisten anderen Teilregionen des Bundeslandes.
Die Region erhält nur wenige und oft unzureichende Impulse aus den zentralen Gebieten, die ihre Situation nachhaltig verbessern könnten. Seit 1990 ist der Landkreis Stendal durch einen signifikanten Bevölkerungsrückgang geprägt, der auf eine Kombination aus niedriger Geburtenrate und schwacher Wirtschaftskraft zurückzuführen ist. Diese Faktoren werden zusätzlich durch selektive Abwanderung verschärft. Dies hat zur Folge, dass in der Region zunehmend eine ältere und sozial benachteiligte Bevölkerungsstruktur verbleibt.
Darüber hinaus führen starke Fluchtbewegungen und entsprechende Zuzüge, insbesondere aus der Ukraine und anderen von Krieg und Unruhen betroffenen Ländern, zu einer Zunahme an Hilfebedürftigen, die ihre Lebensversorgung nicht aus eigener Kraft sicherstellen können.
Diese Entwicklungen bringen vielschichtige Probleme mit sich, insbesondere in Bezug auf das verfügbare Einkommen, niedrige Altersrenten und eine ausgewogene Ernährung. Ein weiterer zentraler Aspekt unseres Projekts ist die Minderung sozialer Missstände. Hierzu entwickeln wir gezielte Maßnahmen, die darauf abzielen, benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu unterstützen und ihre Lebenssituation zu verbessern. Dies umfasst unter anderem Initiativen zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sowie Programme zur Förderung von Bildung und Beschäftigung.
Unsere „Stendaler Tafel“ versorgt im Landkreis Stendal sowie in den Außenstellen Osterburg, Tangermünde und Tangerhütte monatlich durchschnittlich 2.300 Personen mit Lebensmitteln. Damit wirkt die „Stendaler Tafel“ dem wachsenden sozialen Ungleichgewicht entgegen und mildert die sozialen Beeinträchtigungen in der Region. Wir fördern damit bürgerschaftliches Engagement, lindern soziale Verwerfungen und stärken die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf den aktiven Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Durch die Implementierung nachhaltiger Praktiken und die Förderung von Bewusstsein in der Bevölkerung wollen wir sicherstellen, dass weniger Lebensmittel ungenutzt bleiben und stattdessen bedürftigen Menschen zugutekommen. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit lokalen Lebensmittelhändlern und anderen Organisationen, die sich für die Umverteilung von überschüssigen Lebensmitteln einsetzen.
Ein wesentliches Element unseres Ansatzes ist zudem die enge Vernetzung aller Akteure der Sozialwirtschaft auf regionaler Ebene. Diese Vernetzung wird durch eine Vielzahl von Maßnahmen unterstützt, darunter Tage der offenen Tür, regelmäßige Sprechstunden, verschiedene Veranstaltungen und gezielte Initiativen zur Gewinnung von Ehrenamtlichen.
Unsere „Stendaler Tafel“ setzt somit nicht nur auf eine kohärente Verknüpfung verschiedener Handlungsfelder, sondern auch auf eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung der Region. Dies wird durch ein starkes Netzwerk und die aktive Einbindung der Zivilgesellschaft getragen. Indem wir die Kräfte bündeln und gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten, schaffen wir die Grundlage für eine stabile, nachhaltige und sozial gerechte Entwicklung in der Altmark.